Heute vor einer Woche besuchte ich das Dorf Zywkowo leider bei strömendem Regen.
Das Dorf liegt 200 Meter entfernt von der Grenze der russischen Enklave, ganz im Norden Polens.
Das Besondere an Zywkowo ist, dass der Ort nur circa 20 Einwohner hat, aber im Sommer über 70 Störche beherbergt. im Norden Polens verbringen per se viele Störche den Sommer. Aber in Zywkowo sind es besonders viele.
Ich fand mitten im Dorf bei der hübschen Polin Alicija einen Parkplatz. Darüber schreibe ich noch später.
Im Regen ging ich durch das kleine Dorf und versuchte einige Bilder der stolzen Tiere zu machen.
Die Störche kommen im Frühjahr aus ihren Winterquartiren zurück zu ihren Brutplätzen hier nach Nordeuropa. Dabei verbringen Männchen und Weibchen die Winterpause getrennt. Man trifft sich dann alljährlich wieder am gleichen Nest und begrüßt sich mit großer Freude, dem Storchklappern.
Irgendwann im Laufe des Frühjahres sitzen dann ein oder zwei Nachkömmlinge mit im Nest. Die Altvögel sammeln abwechselnd Käfer, kleine Frösche oder Mäuse von den Feuchtweisen.
Sehr oft sieht man Störche um Landmaschinen herum schreiten. Sie haben mitbekommen, dass bei einem frisch gemähten Feld die Nahrungssuche leichter ist.
Im Juli fangen dann die ersten Flugversuche der Jungvögel an. Sind sie dann soweit, folgen sie den Altvögeln auf die umliegenden Wiesen zur Nahrungsaufnahme. Es wird eine lange Reise zurück…
Im August brechen die Vögel langsam auf in Richtung Süden zu ihren Winterquartiren. Dabei erbringen einzelne Populationen die unglaubliche Leistung, bis Südafrika zu fliegen. Einige überwintern auch in Südspanien oder Nordafrika.
Dabei fliegen sie mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h. Sie fliegen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Die Jungvögel sind nach der Ankunft so erschöpft, dass sie drei Jahre dort bleiben, während die Alten wieder zu dieser beschwerlichen Reise im nächsten Frühjahr aufbrechen, zum gleichen Nest, wie im Vorjahr.
Nach drei Jahren folgen dann die Jungvögel und suchen oder bauen sich ein Nest in der Nähe ihres Geburtsortes.
Auf der Seite des Storfenhofes Loburg steht geschrieben, dass die Lebenserwartung von Störchen über 20 Jahre läge. Ein beringter Storch wurde gar 33 Jahre. Und in Gefangenschaft läge der Altersrekord eines bestimmten Storchs bei 48 Jahren – erstaunlich.
Ok, nach meinem Rundgang durch das Dorf stand ich im Regen vor meinem Wohnmobil, als eine junge Dame mit Regenschirm aus dem Haus kam und mich in feinstem Englisch ansprach. Sie stellte sich als Alicija vor und bot mir an, über Nacht zu bleiben oder zumindest Mittag zu essen bei ihr.
Ich willigte zum Mittagessen ein und ging in ihre Gaststube. Sie servierte mir ein drei Gänge Menu nach traditioneller polnischer Küche. Es war köstlich und das inklusive Getränke für umgerechnet € 10,-.
Während des Essens plauderten wir ein wenig und Alicija erklärte, sie habe in Spanien und Frankreich gelebt und sei im letzten Jahr mit ihrem französischen Mann nach Polen zurück gekommen. Dann habe sie nach einiger Suche im letzten Jahr dieses wunderschöne Anwesen an diesem einsamen Ort in der Natur gefunden.
Sie und ihr Mann betreiben jetzt eine Pension mit Gästezimmern und Camper seine auch willkommen. Strom- und Wasserversorgung gäbe es auch.
Wenn ihr mal richtig einsam im Grünen ein paar Tage die Batterien laden wollt, kann ich Euch diesen Ort wärmstens an Herz legen. Mehr Ruhe am Ende der Welt mit all den Meistern Adebar findet man woanders nicht – ein kleines Paradies.
Das Wort „Adebar“ stammt übrigens aus zwei zusammen gesetzten Wörtern aus dem Germanischen und bedeutet so viel, wie „Glück tragen“ oder „gebären“. Daher bringt Meister Adebar die kleinen Schreihälse.
Ihr findet Alicijas Gasthof auch in der Camper-App „Park 4 Night“.
Ahhh, dann haben wir uns also dort getroffen. Sie wollten Salz und Pfeffer von uns. Liebe Grüße in den Ruhrpott aus dem Weserbergland.
Wären Sie mal noch geblieben, die Sonne kam am Tag darauf durch und hat alles sehr viel freundlicher werden lassen. Der Blogeintrag über Alicja – sehr schön. Wir haben die Gastfreundschaft und die Köstlichkeiten der Küche sehr schätzen lernen dürfen.
Also, dann bis vielleicht mal wieder dort.