Am Freitag den 16.11.2018 bin ich nicht allzu weit gekommen. Ich bin aus einem vernebelten Tal hoch in die Berge der Rhone-Alpen gefahren. Auf einmal war ich über dem Nebel in der Sonne. Die ländlichen Straßen führten mich irgendwann in das einsame Bergdorf Saint Roman d’Urfe.
Eigentlich wollte ich gar nicht bleiben, habe dann aber neben dem Dorfzentrum einen schönen Platz zum Übernachten gefunden. Kein Verkehr, keine anderen Geräusche, der Untergrund war gerade und Lotte konnte draußen nach dem Rechten sehen, ohne Überfahren zu werden.
Wir waren gegen 13:30 Uhr hier. Gegen 16:00 Uhr beschloss ich ein wenig herumzugehen und ein paar Fotos zu machen. Meine Kamera, eine alte Nikon D50 zickte etwas herum, sie stellte nicht mehr richtig scharf. Nach ein paar Streicheleinheiten wollte sie aber wieder. Wen sollte ich auch sonst streicheln? Lotte hat darauf überhaupt keine Lust.
Es sind einige phantastische Bilder entstanden, die ich in diesem Beitrag posten will.
Am Ende des Parkplatzes ging eine Treppe hinauf, über eine kleine Wiese zu einer Straße. Ganz in der Nähe folgte ich einem Hinweisschild: In 400 Meter Entfernung zu einer Kapelle mit Grillplatz.
An der Kapelle führte ein Waldweg weiter ca. 200 Meter zu einem Stacheldrahtzaun, welcher um eine kuhlose Kuhwiese gezogen war.
Ich überstieg den Zaun und stellte fest, dass sich dieser Spaziergang wirklich gelohnt hatte…
Ein phantastischer Blick über den Nebel im Tal kurz vor dem Sonnenuntergang. Das ist jetzt nichts sonderlich Aufregendes und Lotte und ich haben schon ganz andere Abendteuer erlebt. Aber es war doch etwas Besonderes. Besonders war hier auch, dass ich in der ganzen Zeit, die ich hier in Saint Roman verbrachte, nur ein einziges Auto sah und überhaupt niemanden sonst, wie ausgestorben. Aber die Begegnung mit diesem Auto hatte es in sich…
Zurück am Wohnmobil fand ich den Schlüssel nicht. Mist – verloren. Ich durchsuchte alle Taschen zweimal und dann nochmal, er war weg. Ich hatte ihn zuletzt in einer, der hinteren Hosentasche gehabt.
Es wurde schon dunkel und Schlüsselbund suchen im Dunkeln im Wald ist nicht unbedingt das, was man einen gelungenen Abend nennt. Außerdem konnte er auf dem Waldweg unter Laub verschwunden sein oder im Matsch stecken.
Lotte tobte um das Wohnmobil herum und ich, genervt wieder die Treppe hinauf Richtung Kapelle im Wald. Lotte hat die Angewohnheit, einfach stehen zu bleiben, wenn sie nicht will und diesmal wollte sie gar nicht.
Ich rief sie und rief sie und rief sie und es wurde dunkler und dunkler und dunkler. Sie blieb auf dem Platz am Wohnmobil. Na gut, dann musste ich den Racker hier allein lassen und stolpere wieder zur Kapelle hoch.
Ich ahnte etwas: Der Stacheldrahtzaun! Das war die einzige Stelle, an welcher der Schlüssel hätte heraus fallen können.
Ich lief an der Kapelle vorbei Richtung Zaun, den Blick immer auf den Boden gerichtet.
Am Zaun angekommen erlebte ich dann das Wunder des Schlüssels. Er hing dort an einer Stachel des Zauns, als ob ihn jemand aufgehoben hätte. Es war bereits so duster, dass ich ihn wohl auf dem Boden nicht gefunden hätte.
In meiner Kindheit gab es eine Werbung im Fernsehen (heute verboten): „Wenn dir Gutes wieder fährt, dass ist ein …… ….. wert.“ Ich hatte keinen Asbach. Das ist, glaube ich, auch eine nicht so gute Wahl. Aber einen Gin hatte ich …
Jetzt aber bloß schnell zurück und nach Lotte sehen.
An der Kapelle vorbei ging ich so schnell es die Dunkelheit zuließ wieder den Berg zum Ort hinunter. Und dann der nächste Schrecken:
Lotte blieb nicht am Wohnmobil, sondern lief auf der Straße herum, als auf einmal das einzige Auto auf die Straße vor Lotte einbog und ich sie im Scheinwerferlicht erkannte.
Ich rief sie mehrfach und konnte sie so, Gott sei es gedankt, abrufen und von der Straße weglocken. Sie war unversehrt.
Das hätte auch anders enden können und wäre natürlich meine Schuld gewesen. Wer einen Hund besitzt, kann das wahrscheinlich nachvollziehen. In so eine Situation werde ich uns beide nicht mehr bringen. Ich habe noch heute davon Alpträume ab und zu.
Alles wird gut…
Oh. wie schön!!