Sant Pere de Rodes, ein Kloster mit einer interessanten Geschichte
Am 23. und 24. März bin ich fast 1000 Kilometer gefahren. Irgendwie muss ich jetzt aus Spanien raus und etwas Neues sehen. Ich hab mir ein paar Ziele für den Sommer gesetzt. Die Zeit in Spanien und Portugal war gut, aber jetzt ist genug. Ich freue mich auf ein paar bekannte Gesichter in Deutschland und ein ordentliches Jägerschnitzel. Ich habe jetzt fast jeden Tag „Bacalao“, also Kabeljau gegessen. Der ist unglaublich günstig an der Küste und schmeckt fabelhaft. Aber irgendwann ist man das beste Essen leid, wenn es jeden Tag das Gleiche gibt.
Die Fahrt führte vom Süden Spaniens Richtung Katalonien, an Barcelona vorbei in die Berge. Im nordspanischen Städtchen Viladrau habe ich 3 Tage Halt gemacht. Über Viladrau habe ich im Reiseblog bereits geschrieben, eine Stadt in den Bergen zum Entspannen.
Am 27.03.2019 bin ich dann am späten Nachmittag in dem kleinen Städtchen „El Port de la Selva“ angekommen. Ich war vor etwa 3 Jahren schon einmal hier und fand es bezaubernd.
Die Umgebung ist mediterran schroff mit Bergen bis zu 600 Metern Höhe. El Port de la Selva selbst ist leicht touristisch, aber erträglich. Nur mit dem Wohnmobil wird man überall weggejagt. Ich hatte Glück und konnte eine Nacht etwas außerhalb auf einem Parkplatz übernachten, den ich vom Vorjahr kannte. Aber am Morgen erschien dann ein „Sheriff“ und verwies mich und einen anderen Camper des Platzes: „Sofort Wegfahren!“ Ok, das war vor 3 Jahren nicht anders.
Aber jetzt zum Kloster Sant Pere de Rodes: Dieses Kloster ist ein Pflichttermin, wenn man in Nordspanien ist. Es kostet etwas Eintritt, aber es lohnt sich. Im Eintrittspreis enthalten ist ein Audioguide. Die Erklärungen sind wirklich gut und informativ. Ich habe schon wesentlich schlechtere Führungen erlebt. Und das Wichtigste: Lotte durfte in ihrer Tasche auch mit rein. Ihr wisst ja: Wo Lotte nicht hin darf, geht der Chef auch nicht hin.
Der Klosterbetrieb ist eingestellt. Die Benediktiner gaben das Kloster im Jahr 1798 auf und siedelten nach Figueras um. Mein Audioguide stimmte in den meisten Dingen mit der Erklärung Wikipedias überein. Das Kloster wurde letztendlich aufgegeben, da es mehrfach und immer öfter von Raubrittern oder Piraten überfallen wurde.
Schriftlich erwähnt wurde das Kloster zum ersten Mal im Jahr 878. Also muss es schon vorher existiert haben. Dazu gab mein Audioguide eine interessante Sage wieder: Anfang des 7. Jahrhunderts wurde Rom von den Germanen bedroht. Der Damalige Papst Bonifatius IV. beauftragte 3 Mönche einige heilige Reliquien in Sicherheit zu bringen. Die Mönche bestiegen ein Schiff und wurden nach Südspanien getrieben.
Dort landeten sie in der Bucht von El Port de la Selva. Sie stiegen mit den Reliquien den 600 Meter hohen Berg hinauf und fanden eine Quelle und eine Höhle. In der Höhle versteckten sie die Reliquien und kehrten zurück nach Rom.
Der Pabst wiederum schickte sie zurück, um die Reliquien zu beschützen. Als die Mönche zurück kehrten, fanden sie die Quelle, aber die Höhle nicht mehr. Bonifatius gab ihnen daher den Auftrag, vor Ort sesshaft zu werden und ein Kloster zu gründen. Sie sollten so lange da bleiben, bis sie die Reliquien aufgefunden hätten. Leider hört die Geschichte hier auf und es wird nicht erklärt, wie die Reliquien wieder aufgetaucht sind, aber scheinbar sind sie das.
Bei Ausgrabungen sind tatsächlich Gebäudereste aus dem 7. Jahrhundert gefunden worden.
Beeindruckend fand ich den ältesten der 3 Kreuzgänge. Er ist aus dem 9. Jahrhundert und überwiegend im Original erhalten. Die Vorstellung, dass vor über 1000 Jahren hier Mönche gebetet haben ist für mich faszinierend.
Über den ersten Kreuzgang wurde später der zweite und darüber der dritte gebaut.
Vieles im Kloster ist tatsächlich original und zum Teil über 1000 Jahre alt. Die Wandmalerei auf dem Foto rechts hängt über einem Eingang des unteren Kreuzgangs. Sie soll aus dem 9. Jahrhundert stammen und zeigt den Leidensweg Jesu.
Das Kloster muss im Mittelalter einer der wichtigsten Wallfahrtsorte für christliche Pilger gewesen sein, wegen seiner Reliquien. Oben habe ich die Geschichte der Reliquien erzählt, aber welche Reliquien wurden hier aufbewahrt?
Mein Audioguide sagte, die Reliquien, die Anfang des 7. Jahrhunderts hier versteckt worden seien, seien der Arm und der Kopf des Apostel Petrus gewesen. Außerdem hätten die Mönche hier ein Stück Stein vom Felsen, an welchem Jesus ausgepeitscht wurde und Blut vom Kreuz Jesu.
Wo die Reliquien jetzt sind, ist unbekannt.
In der Abtei sollen 12 Mönche gelebt haben, gleich der Anzahl der Apostel, plus der Abt. Jeder der Mönche hatte eine bestimmte Aufgabe, wie zum Beispiel: Versorgung des Klosters mit Lebensmitteln oder ein anderer für Bau- und Renovierungsarbeiten.
Ich fand Sant Pere de Rodes sehr interessant. Die Abtei thront eindrucksvoll auf 500 Meter über Normalnull und ist deutlich von unten zu erkennen.
Wenige hundert Meter entfernt steht die Ermita de Santa Creu de Rodes. Sie ist Teil einer Ausgrabungsstätte einer blühenden Stadt aus dem Mittelalter.
Heute ist Samstag der 6. April. Ich habe in den letzten Tagen einige Kilometer gemacht und gönne Lotte heute einen Tag draußen auf der Wiese. Wir sind nach einer nur kurzen Etappe am Gardasee angekommen und haben einen Platz gefunden, den Lotte toll findet. Sie eiert seitdem draußen rum und versucht Mäuse aus zu graben, die sie aus ihren Löchern beschimpfen.
Ich freue mich schon, auf die Berge und fahre morgen vielleicht über Bozen Richtung Allgäu.
Bis demnächst…
Wunderschöne Bilder 🙂