Am 13. Juni bin ich dann nach dem Besuch von Kühlungsborn in das wenige Kilometer entfernte Heiligendamm gefahren.
Übernachten kann man hier nirgendwo ohne Gebühren, also für freistehende Wohnmobil-reisende denkbar ungeeignet. Aber ich wollte unbedingt den Ort sehen, an dem im Jahr 2007 der G8-Gipfel unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden hat.
Mein erster Eindruck war, dass hier alles noch viel geleckter ist, als im benachbarten Kühlungsborn.
Ich fand einen Parkplatz an einem Waldweg am Ortsrand. Heiligendamm hat nur wenige Gebäude. Die Hauptstraße führt am „Grand Hotel Heiligendamm“ vorbei, ein 5*+ Hotel. Die jetzt renovierten Gebäude sind alle weiß gestrichen und sehen herrschaftlich aus.
Natürlich ist ein Besuch des Hotels den etwas wohlhabenderen Menschen vorbehalten, die hier unter sich bleiben. Das klingt jetzt vielleicht etwas neidisch, aber ich bin nicht nur ein wenig sozialkritisch. Hier zeigt sich so deutlich die Einkommensschere, die in den letzten Jahren immer weiter auseinander ging. Mittlerweile lebt jeder 5te in Deutschland in Armut. Aber ok, das ist ein Reiseblog und kein Fachjournal für Gesellschaftsethik. Also zurück zum Reisen.
Einige Schritte von der Einfahrt des Hotels ist der Bahnhof von Heiligendamm. Auf der Schmalspurbahn fährt immer noch eine richtige Dampflock, die „Bäderbahn Molli“. Sie verbindet Bad Doberan mit Heiligendamm und endet in Kühlungsborn. Die Strecke ist ca. 15 Kilometer lang.
Am G8-Gipfel waren hier etwas über 9000 Journalisten akkreditiert (ich habe die Zahl irgendwo gelesen, bin aber nicht sicher, ob sie stimmt; Wikipedia schreibt ungenau von einigen Tausend Journalisten). Diese wurden im Pressezentrum im benachbarten Kühlungsborn untergebracht. Nach Heiligendamm fuhren sie jeden Tag mit der „Molli“ oder mit dem Schiff über die Seebrücken. Durch die hohen Sicherheitsvorkehrungen (ca. 17.000 Polizisten im Einsatz) konnte die 5 Kilometer lange Fahrt auch mal einen halben Tag dauern.
Der Strand ist phantastisch, nur etwas stark reglementiert. So etwas habe ich bei all meinen Reisen noch nicht gesehen:
Es gibt einen Nichtraucherstrand.
Und sonst ist hier durch Vorschriften eigentlich jede Lebenssituation geregelt.
Selbst auf der Seebrücke, was einfach ein langer Steg ins Meer ist, sind genaueste Anweisungen zur Benutzung zu befolgen. Mich wunderte es, dass ich nicht festgenommen wurde. Ich bin auf der Seebrücke gleich mehrfach kriminell aufgefallen: Unter anderem habe ich geraucht, einen Stein in das Wasser geworfen und auch noch Lotte frei laufen lassen – aller gemeinste, den sozialen Frieden bis auf das Äußerste strapazierende Regelverstöße…
Aber trotzdem ist Heiligendamm bei gutem Wetter einen Besuch wert.
Laut Wikipedia ist Heiligendamm das älteste Seebad des Kontinents und wurde im Jahr 1793 gegründet. Die genauen Umstände könnt ihr auf Wiki nachlesen.
Heute ist der 5. Juli und ich habe mich bis gestern mit Freunden in Rechlin an der Müritz aufgehalten. Der Plan war, die Sommermonate an der Ostseeküste zu verbringen, mit Besuchen in Polen und den 3 baltischen Staaten.
Aber daraus wird jetzt nichts. Ich habe gestern umdisponiert, da das Wetter nicht mitspielt. Es ist kühl, bewölkt und ab und zu schauert es. Für den Norden Deutschlands ist in absehbarer Zeit keine Wetteränderung in Sicht.
Also auf in den sonnigen Süden…
Ein wirklich erstaunlicher Ort. Ich folge dir. Vielen Dank.