Am Freitag, den 25. Januar 2019 beschlossen Otto und ich nach Gibraltar zu fahren. Wir waren einige Tage zwangsweise in dem kleinen Städtchen Castellar gestrandet, darüber berichte ich demnächst im Reiseblog.
Vor der Einreise nach Gibraltar habe ich mir auf Google Maps einige Plätze heraus gesucht, an denen wir übernachten wollten. Wir fuhren über die Grenze und dann links um den Felsen herum bis an die Südspitze. Der Verkehr war ein einziges Chaos. Und die vorher festgelegten Plätze zum Übernachten taugten alle nichts.
Ich war vor 3 Jahren schon mal in Gibraltar und habe außerhalb in der angrenzenden gebührenpflichtigen Marina übernachtet. Wir drehten und verließen Gibraltar in Richtung Marina.
Wir machten noch einen Abstecher mit den Rädern in die Fußgängerzone. Wer Tabak oder Spirit kaufen will, bekommt es aufgrund der Zollfreiheit etwas billiger, als im Schengenraum.
Für mich war die Fußgängerzone nichts wirklich Sehenswertes, so wie halt eine Shoppingmeile aussieht. Otto wollte vielleicht eine kleine Kompaktkamera kaufen, in dem Glauben, dass sie hier billiger sein könnte. Aber ein kurzer Online-Vergleich bei Amazon belehrte ihn. Otto ist, wie ich, Schwabe. Und der sagt dann: „Koi guts Gschäft, da kosch nix spare!“
Am Samstag Morgen begann ein sommerhafter Wintertag, zu warm für hiesige Verhältnisse. Naja, für uns um so besser. Die Fahrräder fertig gemacht, Lotte in den Korb gepackt und auf zum „Affenfelsen“.
Mit dem Fahrrad wird man an der Grenze nur kurz geprüft, es geht ganz schnell.
Wieso eigentlich eine Grenzkontrolle zwischen dem zu Groß-Britannien gehörendem Gibraltar und Spanien? Weil Gibraltar komischerweise nicht zum Schengenraum zählt und daher diese Grenze für Spanien eine Schengen-Außengrenze ist.
Unmittelbar hinter der Grenze führt eine Straße über die quer verlaufende Landebahn des Flughafens von Gibraltar. Wenn ein Flugzeug startet, stellt sich eine Ampel auf Rot und hält den Personen- und Autoverkehr an. Das gibt es, glaube ich, so nicht noch einmal auf der Welt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf den Felsen zu kommen.
Mit einer Seilbahn; wer gut zu Fuß ist, kann die Treppe nehmen, die etwa parallel zur Seilbahn angelegt ist. Die Treppe ist aber schon eine Herausforderung.
Dann gibt es noch die Möglichkeit mit speziellen Sammeltaxis in einer Gruppe hinaufzufahren.
Diese speziellen Taxis rauschten auf den engen Straßen des Berges laufend an unseren Fahrrädern vorbei. 8 oder 9 von ihnen bemerkten Lotte im Korb und hielten an, um mich vor den Affen zu warnen. Dann kam noch einer, der sich in gebrochenem Englisch wichtig tun musste, er sagte: „You are playing with the fire.“ Ich antwortete leicht amüsiert: „I love it hot!“
Mir war das schon klar, dass die Affen für Lotte gefährlich werden könnten. Die sind pfeilschnell und haben enorme Kräfte. Kleine Hunde stehen außerdem auf ihrem Speiseplan. Aber ich wusste das und habe Lotte nicht einmal allein aus dem Korb gelassen oder habe sie getragen. Die Affen waren ihr aber auch suspekt, wie umgekehrt.
Aber jetzt weiter mit dem Fahrrad. Wir fuhren einige hundert Meter die Westseite des Felsens Richtung Süd parallel zur Fußgängerzone bis wir die Straße erreichten, die den 426 Meter hohen Berg hinaufführt. Von unten konnte man diese Hängebrücke sehen, die „Winsor Bridge“ heißt.
Irgendwann erreichten wir dann den Eingang in den Naturpark. Ich hatte mit Lotte und ihrem Korb ein ordentliches Zusatzgewicht und musste die steilen Straßen hinauf zum Teil schieben. Oben angekommen ist es nicht mehr sehr anstrengend. Die Straßen oben verlaufen überwiegend auf dem Bergkamm mit leichten Steigungen und Gefällen.
Am ersten Ausflugslokal saßen schon die ersten Affen herum und warteten auf die anderen „Affen“ mit den Leckereien. Sie sind angefüttert und fressen aus der Hand. Wenn man nicht aufpasst, klauen sie auch aus der Hand oder aus dem Rucksack, wie es Otto später passierte.
Das Foto von der Treppe habe ich von einem kleinen Rastplatz auf der Abfahrt vom Felsen gemacht. Als wir kurz dort anhielten, um ein paar Bilder zu machen, waren keine Affen zu sehen. Otto stellte auf einer Bank seinen Rucksack ab und holte seine Kamera heraus. Eine kleine Plastiktüte schaute etwas aus seinem Rucksack heraus.
Jetzt kam eine Demonstration der Schnelligkeit dieser Tiere: Wie aus dem Nichts kam ein Affe aus dem Gebüsch geschossen, rannte auf den Rucksack zu und klaute die Plastiktüte mit 2 Mandarinen darin. Mit wenigen Sätzen hatte er sie auf eine etwa 5 Meter hohe Mauer in Sicherheit gebracht, für uns unerreichbar. Ich stand nur etwa 3 Meter entfernt und hatte keine Chance. Otto lief zur Mauer und beschimpfte den Affen auf „böseste Ottoart“. Der hatte schon eine Mandarine heraus geholt und hinein gebissen. Scheinbar hat das mit dem Anbrüllen etwas gebracht, weil der Affe die Plastiktüte mit der anderen Mandarine vor Ottos Füße warf. Oder sie hat ihm einfach nicht geschmeckt…
Was gibt es über die Affen zu sagen: Es sind Berberaffen, die eigentlich in Nordafrika leben. Die Wissenschaft ist sich aber nicht einig, woher diese Population ist; ob sie aus Nordafrika eingeführt wurden oder der verbleibende Rest der europäischen Berberaffen sind, die hier früher auch lebten.
Winston Churchill ließ die durch Inzucht erkrankte Population durch frisches Blut aus Nordafrika auffrischen.
Oben auf dem Grat sahen wir nicht nur etliche Affen, auch der Blick Richtung Nordafrika war sensationell. Wir hatten ja einen wolken- und windlosen Tag, besser ging es nicht, um den Felsen zu besuchen.
Der Sicht reichte bis deutlich zum Atlasgebirge.
Über den Bergkamm verteilt befinden sich noch etliche militärische Anlagen, die im zweiten Weltkrieg verstärkt wurden. Einige kann man besichtigen, andere werden immer noch militärisch genutzt.
Die winzige Inselvorsprung mit seinem Felsen hat eine Fläche von 6,5 km² und zählt heute etwas mehr als 35.000 Einwohner.
Gibraltar wurde durch die Engländer im Jahr 1704 von Spanien erobert und offiziell durch Spanien im „Frieden von Utrecht“ an England abgetreten.
Aber Gibraltar kommt nicht zur Ruhe: Spanien verlangt es seit der Abtretung zurück und es gibt auch in heutiger Zeit immer wieder Zwischenfälle zwischen den beiden Grenzpolizeien. Aktuell hat Spanien gerade bei den Brexit-Verhandlungen Gibraltar als Verhandlungsgegenstand wieder in das Gespräch gebracht.
Auf dem Weg hinab an der Nordseite des Felsens kommt man an einer Ausstellung vorbei, die einige Lebenssituationen aus der Vergangenheit der Insel nachstellen.
Es gab auch eine Seuche auf dem Felsen während der englischen Besatzung.
Außerdem kann man auf der Abfahrt den Flughafen mit der Landebahn sehr gut sehen.
Wir hatten Glück und sahen ein Flugzeug starten. Von oben trügt der Schein: Die Landebahn wirkt so kurz, dass man denkt: Ohje, ob der das schafft? Aber alles wird gut…
Aber zum Schluss will ich Euch das nicht vorenthalten, ein weiterer sensationeller Blick: Wenn das nicht „Spaniens Next Topmodel“ ist.
Bis bald…