Ich bin vor vier Tagen in der nordspanischen Stadt „Viladrau“ in Katalonien angekommen.
Ich war jetzt schon mehrfach hier und finde, dass das nordspanische Städtchen eine magische Anziehungskraft hat.
Außer dem Charme des Ortes, gibt es hier auch einen großen Vorteil für Camper: Der städtische Stellplatz hat Strom, Wasser und Entsorgung. Er liegt sehr ruhig am Ortsrand und ist während der Woche so gut, wie leer. An den Wochenenden kommen spanische Wanderer mit ihren Campern, dann wird es etwas voller. Die Gebühren von € 4,-/Tag kann man im Rathaus zahlen. Mir sagte ein anderer Camper, man könne auch online bezahlen. Ich habe aber nichts gefunden, habe aber auch nicht geduldig gesucht. Ich stelle hier die Seite der Stadt ein, wenn jemand Zeit und Lust hat zu suchen: Viladrau
Ich bleibe hier immer mehrere Tage, weil einfach alles geboten wird und man kann herrlich entspannen. Im Ort kann man für kleines Geld frühstücken oder einfach einen Kaffee trinken. Die Leute sind freundlich, sprechen aber selten englisch. Spanischkenntnisse wären hier gut.
Viladrau liegt etwas nördlich von der Gebirgskette „Montseny“, nahe der mehrspurigen Schnellstraße C17. Daher bietet sich hier eine Pause an, wenn man auf dem Weg Richtung Barcelona ist. Der Ort ist umgeben von Wald und Bergen. Es gibt etliche Wanderwege, fast ein kleines Paradies.
Nachdem ich nach meiner Ankunft am Donnerstag erstmal das Wohnmobil ver- und entsorgt habe, ging ich am frühen Abend, es war schon dunkel, in das Dorfzentrum. Alles war gelb geschmückt. Ich kam zunächst gar nicht auf die Idee, dass es sich nicht um eine Festlichkeit handelt.
Das war kein Schützenfest, sondern die Farbe der katalonischen Unabhängigkeitsbewegung!!!
Ich habe die Bewegung gar nicht mehr im Kopf gehabt, bis ich dann dieses ein Bild des ehemaligen katalonischen Präsidenten Carles Puigdemont sah. Er wurde kurz nach seiner Festnahme Ende März 2018 in Deutschland wieder auf freien Fuß gesetzt und ist lt. WIKIPEDIA nach Belgien gereist, wo er weiter die Widerstandsbewegung gegen die spanische Zentralregierung mit organisiert. Hier in Katalonien ist er ein Nationalheld.
Mir kam diese Unabhängigkeitsbewegung tatsächlich wie eine Rebellion vor – undenkbar im heutigen Europa: Wie, wenn Bayern heute seine Unabhängigkeit von der Bundesrepublik ausrufen würde. Aber weiter unten schreibe ich noch etwas über den Konflikt. Ich mag es nicht, nur einseitig von den deutschen Medien informiert zu werden. In die „Öffentlich-Rechtlichen“ habe ich schon lange das Vertrauen auf eine neutrale Berichterstattung verloren. Ganz im Gegenteil: Es drängt sich der Eindruck auf, sie verbreiteten zum Teil bewusst Falschmeldungen.
Am Freitag habe ich dann einen Spaziergang am Rand des Ortes gemacht. Ich habe mich darüber gewundert, dass es speziell am Ortsrand so viele prachtvolle Häuser gibt, die leer stehen und verkauft werden sollen.
In der Touristeninformation erklärte mir dann „Ana“ auf Englisch, es sei früher Tradition gewesen, dass reiche Leute aus Barcelona einen Landsitz hatten. Daher die vielen prächtigen leerstehenden Villen. Diese Tradition würde aber bei den jungen Leuten nicht ankommen. Sie wollen sehr oft die Häuser einfach verkaufen, was aber aufgrund der Anzahl nicht einfach ist.
Mich interessierte dann noch, was Ana mir über die Unabhängigkeitsbewegung sagen konnte. Sie erklärte mir, dass Spanien nur Geld aus Katalonien ziehe und die Leute es leid seien, nur zahlen zu müssen. Die Bewegung sei hier auf dem Land weit ausgeprägter, als in zum Beispiel Barcelona.
Ich ließ das Thema des Konfliktes zwischen Katalonien und Spanien nicht in Ruhe. Bei einer Recherche im Internat fand ich auf bei „www.geo.de„ einen ganz erstaunlichen geschichtlichen Rückblick. Laut dieses Berichtes ist dieser Konflikt schon fast 400 Jahre alt in Spanien. Aber lest selbst nach, ich habe den Bericht oben verlinkt.
Lottes und mein Weg führt ja eigentlich nach Südspanien, Richtung Malaga zum Überwintern. Aber wir werden heute nach Lloret de Mar fahren, wo ich mit Freunden aus der Jugend den Sommerurlaub mit wenig Geld verbracht habe. Ich bin gespannt, ob noch etwas wieder erkennen werde. Diese Jugendurlaube sind 30 Jahre her.
Auf Wiedersehen in Viladrau, ich werde bestimmt auf der Fahrt gen Süden oder umgekehrt hier wieder für ein paar Tage halt machen.