GFK am Wohnmobil
Ich will diese Reparaturbeschreibung jetzt in meinen Blog setzen, da ich niemanden gefunden habe, der meine GFK-Schäden reparieren kann und will. Darüber hinaus habe ich mehrere tausend Euro gespart und hoffe, dass interessierte Leser einen Mehrwert davon haben. Sollte jemand Hilfe benötigen bei der Reparatur, schreibt mich an. Ich kann auch gern vor Ort mithelfen, natürlich nicht ganz umsonst; aber deutlich billiger und besser, als eine Werkstatt.
An fast allen herkömmlichen Wohnmobilen werden außen GFK-Teile zur Verblendung verbaut. So auch an meinem, einem „Roller Team“ Baujahr 2006. Ich fahre jetzt mit dem Wohnmobil sechs Jahre durch Europa und habe 100.000 Kilometer hinter mir. Dabei sind natürlich auch Schäden entstanden. Beim Rückwärtsfahren haben ich einige Male Kontakt gehabt und mit der Zeit fast alle Kunststoff-Blenden im rückwärtigen Bereich beschädigt. Es ist dünnes Plastik, welches stärkerem Druck nicht stand hält. Es bricht einfach oder reißt.
Werkstatt finden
Seit 2 Jahren will ich das Wohnmobil verkaufen, vorher müssen jedoch die Schäden repariert werden.
Im Herbst 2020 fuhr ich in Düsseldorf 3 Werkstätten an und fragte, ob sie meine Heckschäden reparieren können. Alle verneinten. Ich wurde zu einem Karosseriebauer geschickt. Dieser verneinte ebenfalls und schickte mich zu einem Lackierer. Dieser wiederum sagte, das sei viel Arbeit und wenig Geld. Ich würde kaum jemanden finden, der das reparieren würde.
Also entschloss ich mich, den Hersteller zu kontaktieren. Ich rief einen „Roller-Team“ Händler bei Köln an, welcher mir mitteilte, dass diese kaputten Außenblenden nicht repariert würden, sondern durch Neue ersetzt würden. Diese müssten bestellt werden, wenn sie überhaupt noch erhältlich seien. Ich hatte Glück, sie waren erhältlich, aber mit einer Wartezeit von 3 Monaten. Nach fast genau diesen 3 Monaten, es war mittlerweile Februar 2021, bekam ich die Mitteilung, dass die Teile eingetroffen waren. Das Ganze sollte übrigens rund € 4.000,- kosten.
Ich fuhr das Auto zur Werkstatt und bekam am Tag darauf die Nachricht, dass leider die falschen Teile geliefert worden waren. Darauf stornierte ich den gesamten Auftrag und fuhr mit beschädigtem Wohnmobil Richtung Polen. Ich wollte diesen Sommer Polen und das Baltikum kennen lernen.
Dort lernte ich an einem Stellplatz an der Ostsee den Polen Robert kennen. Er sagte mir, er habe ähnliche Schäden am Wohnmobil gehabt und eine gute Werkstatt in Stettin gefunden. Einige Tage später besuchten wir gemeinsam die Werkstatt. Der Inhaber sagte mir, er würde alle Schäden für € 800,- reparieren, jedoch gäbe er mir erst einen Termin in 2 Monaten. Die 2 Monate vergingen und ich stellte zum abgesprochenen Termin mein Womo dort ab. Übernachtet habe ich in der Nähe in einem Ferienappartement für € 50,-/Tag. Am ersten Tag passierte nichts, am zweiten Tag auch nichts und am vierten Tag brach ich auch hier wieder ab und holte das Wohnmobil unrepariert mit € 200,- Hotelkosten. Schöne Enttäuschung.
Ich fuhr nach Düsseldorf für wenige Tage und dann weiter mit dem beschädigten Womo zum Überwintern nach Spanien. Dort gab es eine letzte Alternative: Ein befreundeter Engländer hatte mir 2 Jahre vorher gesagt, er könne alles reparieren. Ich rief ihn an und sagte, dass ich auf dem Weg zu ihm sei. Dort angekommen, sah ich den Engländer nur abends zum Bier, aber nicht zum Reparieren meiner GFK-Schäden.
Ich selbst hatte damals überhaupt keine Erfahrung mit diesen Reparaturen, geschweige denn von dem benötigten Material. Aber jetzt weiß ich es besser und will hier alles dokumentieren. Es ist wirklich kein Teufelswerk und viel Geld für das Material braucht man auch nicht.
Das notwendige Material
Eines morgens fuhr ich nach dem Frühstück zu einem Baumarkt (Leroy-Merlin) in der Nähe und versuchte auf Verdacht die Materialien zu kaufen. Und tatsächlich habe ich alles richtig gemacht.
Ich kaufte Glasfasermatten mit Epoxidharz. Die gibt es in jedem Baumarkt als Set: Die Matte, Kunstharz und ein Härter für das Harz. Und dann die Paste zum Spachteln: Die könnt ihr auch im Internet z.B. bei Am….. für € 10,- bestellen, Suchbegriff: „Glasfaserspachtel“.
Dazu noch Schleifpapier von der Körnung 50 bis 800. Wenn ihr es glatt wie ein Glasscheibe haben wollt, nehmt ihr noch feineres Schleifpapier. Ihr braucht natürlich 2 Spachtel und einige dünne Pinsel.
Wer seine reparierten Teile lackiert haben möchte, muss sich noch den passenden Lack als Spraydose besorgen, die Dose für ca. € 10,-, diese habe ich ebenfalls im Netz bestellt. Ich schreibe auch weiter unten noch, wie man mit Hand richtig lackiert; auch das musste ich lernen.
Das war es eigentlich schon an Material, alles zusammen weniger als € 100,-.
GFK reparieren
Auf ans Werk:
Da ich hier in Spanien bin und im Warmen überwintere, habe ich natürlich alle Reparaturen im Freien gemacht.
Ich habe bei meinen Recherchen herausbekommen, wie eine Werkstatt diese Schäden reparieren würde, wenn ihr denn eine findet, die das macht: Sie belassen die Teile am Fahrzeug und schmieren einfach den Glasfaserspachtel in mehreren Schichten über den Riss. Dabei bleibt der Riss weiter vorhanden, er wird einfach nur unsichtbar gemacht. Der Vorteil ist, diese Methode geht wesentlich schneller. Der aber sehr große Nachteil ist: Diese Stelle kann immer wieder brechen.
Ich wählte den Königsweg, bei welchem nichts mehr brechen kann: Alle zu reparierenden Teile werden abgebaut und glasfaserverstärkt.
Zum Teil waren die Risse, Brüche und auch Löcher in einigen Teilen so massiv, dass ich die Teile erstmal richten musste. Am Ende eines Risses wird ein kleines Loch gebohrt. Das verhindert, dass der Riss weiter reißt. Bei meiner Methode reißt jedoch kein Riss mehr.
Alle Teile werden erstmal richtig sauber gemacht und leicht abgeschmirgelt. Wenn dann die Teile gerichtet sind, z.B. Spannungen in Rissen herausgefeilt wurden oder bei überlappende Rissen die Überschneidungen weggefeilt wurden, beginnt die eigentliche Arbeit:
Epoxidharz und Glasfasermatte verarbeiten
Auf der Rückseite der Teile wird die Glasfasermatte über den Rissen und Löchern aufgebracht. Dabei habe ich immer Einweghandschuhe getragen. Man sollte nicht in Hautkontakt mit dem Harz kommen und auch die Dämpfe nicht einatmen. Zunächst schneidet man großzügig Flicken aus der Glasfasermatte passend zu den Rissen und Löchern, ruhig große Stücke, die weit über die Risse reichen.
Danach wird in einer Schale etwas Epoxidharz gegeben und nach Angaben des Herstellers der Härter aus der Tube dazu gegeben. Alles wird gut mit dem Pinsel verrührt und jetzt muss man schnell arbeiten, da das Harz sofort anfängt auszuhärten.
Mit dem Pinsel wird das Harz auf der Rückseite der Teile großflächig um die Risse und Löcher aufgetragen, die Fläche sollte etwas größer sein, als die zurecht geschnittenen Flicken der Matte. Dann wird die Matte in das Harz gelegt und nochmal mit dem Pinsel Harz auf die Matte aufgetragen, bis diese überall feucht ist. Das war schon der erste Schritt. Das Ganze muss jetzt trocknen und ist danach stabiler, als vorher. Ich habe die Teile meist einen Tag trocknen lassen. Den Pinsel müsst ihr danach wegschmeißen, da er ebenfalls aushärtet.
Glasfaserspachtel auftragen
Im nächsten Schritt wird der Glasfaserspachtel, welcher ebenfalls aus 2 Komponenten, Spachtel und Härter besteht, aufgetragen. Wieder wird eine entsprechende Menge Spachtelmasse mit einem Spachtel in eine Schale gegeben und der Härter nach Herstellerangaben dazu gegeben. Jetzt wieder schnell verarbeiten, da der Aushärtungsprozess sofort beginnt. Die Spachtelmasse wird großzügig über die Löcher und Risse aufgetragen. Das muss kein Kunstwerk werden, lieber etwas mehr, als zu wenig: Wenn Löcher oder Vertiefungen bleiben, müsst ihr dann nochmal nach spachteln. Nach dem Spachteln den Spachtel direkt sauber machen, das ist einfacher, als wenn alles schon ausgehärtet ist. Ich habe die gespachtelten Stellen wieder 24 Stunden trocknen lassen.
Abschleifen
Ich hatte natürlich keine Schleifmaschine zur Verfügung und habe alles mit der Hand abgeschliffen. Mit Arbeitshandschuhen habe ich mit der grobsten Körnung Schleifpapier angefangen. Am besten eine 50er Körnung und nicht größer als 100. Das Abschleifen geht damit sehr schnell. Wenn Alles schön gerade bis zum Riss runtergeschliffen ist, mit feinem Papier die Stelle glatt schleifen. Man kann den Riss jetzt sehen. Aber wenn man mit der Hand darüber fährt, müsste alles schön glatt sein. Jetzt kann man schon mit dem Lackieren beginnen.
Lackieren
Das Lackieren ist auch kein Zauberwerk. Bevor ihr euch an das Lackieren eines Teils wagt, versuch es erstmal mit einem Stück Pappe oder Karton. Ihr stellt den Karton irgendwo an die Wand und klebt alles drumherum ab, was keinen Lack abbekommen soll. Jetzt beginnt die Trockenübung: Lackiert wird immer mit links-rechts-links… Bewegungen. Also die Dose hin und her bewegen, nie hoch und runter, das gibt schnell Tropfen. Man muss auch die Mindestentfernung von ca. 20 cm einhalten, sonst gibt es auch Tropfen.
Wenn man stoppt, um wieder in die andere Richtung zu sprühen, nimmt man kurz den Finger vom Sprühkopf und beginnt erst wieder, wenn die Bewegung begonnen hat. Wenn man das ein paarmal gemacht hat, merkt man, dass es eigentlich sehr einfach ist. Nur immer beachten: Nicht zu nah heran mit der Dose und nicht von oben nach unten sprühen.
Jetzt kann das Teil wieder ein- oder angebaut werden.
Meine Teile sehen alle aus, wie Neuteile. Und hoffentlich hilft das jemandem…
Nebenbei noch bemerkt: Mit dem Epoxidharz kann man auch andere gebrochene Plastikteile wieder richten. So habe ich eine gebrochene Schiene in einer Dachluke wieder gerichtet. Die Bruchstelle ist extrem fest verklebt. Ich hätte sonst die gesamte Luke neu kaufen müssen für etwa € 1.000,-.